Torben Lösenbeck (Germany)

Portrait eines Wahnsinnigen


Als ich im Jahre 1979 das Licht dieser Welt erblickte, dachte ich nicht an dies was ich heute bin. In den 27 Jahren, die ich nun mehr schlecht als recht auf dieser Ebene vollführe, sieht eher aus wie ein Gang durch Dantes Unterwelt als alles andere.

Die Gründe liegen eigentlich auf der Hand, sofern es meine Person betrifft. Ich hatte immer und vor alles Angst was in meinen Augen als unbekannt angesehen worden ist. Schon alleine meine Einschuldung im Jahre 1985 war der reinste Horror. Ich hatte immer Angst gehabt und kenne keine Flucht vor dem was mir jeden Tag wiederfährt.

Der Kunstunterricht war die reinste Hölle, denn mein Selbstvertrauen wurde schon damals im Keim erstickt, um es mal vornehm auszudrücken. Das Thema war ein Bild zu malen, dass zum Thema „euer schönster Tag“ passen sollte. Ich verstand dieses Thema und bearbeitete mein Bild, was wohl eher einer kindlichen Zeichnung glich und ich mich heute fragen würde, wie ich so was malen konnte; nun ich war ja auch noch so was wie ein Kind. Am Ende der Stunde nahm mir die Lehrkraft das Bild ab und schrieb ganz fett und erkennbar diesen schrecklichen Satz auf: „Thema verfehlt“ Da hatte ich zum ersten Male im Leben die Erfahrung gemacht, dass man mich nicht so recht verstehen konnte oder wollte, denn man hatte nie nachgefragt, was ich mir bei diesem Bild gedacht hatte, geschweige denn es mal genauer angesehen.

Die Jahre vergingen und ich wurde älter. Meine Sprachstörung wurde immer schlimmer und ich konnte keinen Satz beenden ohne zu stottern. Was mich noch mehr in meine eigenen Welt einschloss, dessen ich mir bewusst bin, dass es mir mehr genutzt hatte als Schaden angerichtet. Die vorher erwähnten Bilder waren mir eine große Hilfe mir zu jedem Bild eine Geschichte zu überlegen – ich hatte ja viel Zeit und kaum Freunde, deswegen hatte ich demnach auch sehr viel Zeit. Es gab in meiner Kindheit eigentlich nur zwei Freunde und diese haben sich schon vor Jahren abgesetzt, was wie ich denke mit mir zu tun hatte, denn man kann mit mir nur schwer auskommen. Ich bin recht impulsiv und egozentrisch, was mein Inneres als auch mein Äußeres offenbarten. Mein bester Freund, Eric, war trotz meines Stotterns jemand, der mir zuhören konnte und so verbrachte ich viel Zeit mit ihm, während der Kindheit und auch später bis ich zwanzig wurde. Wir hatten uns fast jedes Wochenende gesehen. Doch das Schicksal wollte es wohl so, dass wir uns trennten, denn er ging auf eine höhere Schule und wurde zum Bürohengst, während ich eine Kochlehre und später eine Logistikerlehre machte.

Als ich achtzehn Jahre alt wurde, war mein Vater schon zwei Monate tot. Ich kann mich noch lebhaft an den Abend erinnern, der mit einem Telefonanruf begann und mit einer weinenden Mutter und nacktem Entsetzen endete. Je mehr Jahre vergehen umso undeutlicher werden die Erinnerungen und ich weiß auch nicht mehr, wie seine Stimme geklungen hatte. Sicherlich haben viele Menschen die gleichen Erfahrungen gemacht, dies soll hier auch nicht dafür geeignet sein, seinen Kummer vollsten Ausdruck zu bringen – nein es ist eine Biographie, dessen Erklärung warum man mich als wahnsinnig oder unreif erachtet.

Zu jener Zeit spürte ich das verlagen nach dem gleichen Geschlecht, wessen ich mir bewusst war, dass ich die Homosexualität früher immer verurteilt hatte. Ich wurde zu dem was ich immer verabscheut hatte und so muss ich eingestehen wie dumm ich damals war. Den ersten Jungen, den ich hatte war mehr ein „One-Night-Stand“ und es wurde auch nicht mehr daraus. Es war eine Erfahrung die wohl nicht jeder gemacht haben dürfte und so bekam ich einen tiefen Einblick in die Welt der Homosexuellen.

Als ich zwanzig wurde, verflogen diese Gefühle sehr rasche wieder und ich beschäftigte mich mit Okkulten Gegenständen und Glaubensrichtungen. Was mich zu einer Subkultur führte, derer ich mich angezogen fühlte und ich mich eifrig daran machte diese in all ihren Aspekten zu studieren. Damals vor fünf Jahren dachte ich nie daran, dass man so schnell so viele neue Bekanntschaften aufbauen konnte und ich fühlte mich sehr wohl und zufrieden. Die sprengte die Ketten, die mich stets ins Abseits stellten. Ich fand „Außenseiter“, so wie ich einer war und ich fand Menschen, die mich auch verstanden, was aber wiederum nicht immer der Fall war.



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Die verlassene Stadt12/23/2006Unheimliche Geschichten
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First release on e-Stories.org 12/23/2006.

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